Abschaffung einiger alter akademischer Grade und Begriffe? Praktische, soziale, politische und rechtliche Folgen der philosophischen Betrachtung der Selbstidentität der Technikwissenschaftenстатья
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Аннотация:Thomas Kuhn scheibt in seiner „Struktur der wissenschaftlichen Revolutionen“, dass in ihrer
historischen Entwicklung Disziplinen paradigmatische und vorparadigmatische Schritte haben.
In ihren vorparadigmatischen Schritten, wenn sie noch kein Paradigma besitzen, sind Wissenschaften nach Kuhn noch nicht als solche zu bezeichnen. Dieses Schema ist gültig für die
Fundamentalwissenschaften, aber es bleibt fraglich, ob es für technische und mit Technik
verbundene Disziplinen gilt. Ein Teil dieser Paradigmen stellen das Selbstverständnis der
Disziplinen dar, und so sind in genau dieser Frage Probleme erkennbar, sobald es um Technikwissenschaften geht.
Friedrich Rapp schrieb, was das Wort „Technik“ bedeute, sei auf den ersten Blick gesehen
völlig klar zu sein (F. Rapp, 1978). Dieses Problem des Fehlens einer befriedigenden Definition
der Technik in den Technikwissenschaften betonen auch Bernhard Irrgang und Hans Lenk (B.
Irrgang, 2007).
Bei einer Betrachtung von Selbstdefinitionen der verschiedenen mit Technik verbundenen
Disziplinen ist erkennbar, dass das einzig Gemeinsame in der Frage der Identität zwischen
ihnen ihre soziale Orientierung ist. B. Vogel-Heuser definiert Systems Engineering als eine
systematische Lösung technischer Probleme in ihrer gesamten technischen Komplexität (B.
Vogel-Heuser, 2003). Technische Theorie ist laut Karl Küpfmüller nützlich für viele Fälle der
Notwendigkeit, Kenntnisse zusammenzufassen ( K. Küpfmüller, W. Mathis, A. Reibiger, 2008).
D. Widmann stellt die Entwicklung der Elektrotechnik als gänzlich soziales Phänomen dar ( D. Widmann, H. Mader, H. Friedrich,1996). Günter Stein definiert die Automatisierung als „die
Übernahme von Kontrolle, Steuer- und Überwachungsfunktionen durch selbstständige Einrichtungen“. Werner Krause versteht jedes technische Produkt als etwas Lebendiges. Tilo
Pfeifer wiederum bezeichnet die Fertigungsmesstechnik bereits als einen hauptsächlich
sozialen Faktor und viel weniger als ein Werkzeug. Seit den 1980er Jahren wurden drei
Symposien zum Thema der Identität der Technikwissenschaften geführt, wobei die technische
Theorie (oder das System der technischen Kenntnisse) von den Teilnehmern als ein System
aus ganz unabhängigen Disziplinen mit unterschiedlichen Methoden und Paradigmen vorgestellt wurde ( Der Weg zur Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, 2011).
Bis auf diese soziale Orientierung alles Technischen scheint für technische Disziplinen
allgemein bis heute noch keine übergreifende Identität und darum kein volles Paradigma
formuliert worden zu sein. Sollte kein solches gemeinsames Paradigma für alle Richtungen der
Technikwissenschaften formuliert werden können, wird ein disziplinübergreifender Begriff
Technikwissenschaften in Zukunft wohl immer weniger nutzbar